
Abstract zum OPENBOOK
über die neolithische Stadt Çatal Höyük
Çatal Höyük oder auch Çatal Hüyük, dieser bemerkenswerte Ort, liegt in der Konya-Ebene in Anatolien/Türkei. Bemerkenswert deshalb, weil hier die - nach Auffassung vieler WissenschaftlerInnen -
- älteste Stadt der Welt,
- der grösste und besterhaltene Siedlungshügel der Jungsteinzeit und gleichzeitig
- die älteste Stadtkultur der Welt
zu finden ist. Für die Kulturgeschichte der Menschheit hat Çatal Höyük eine
weitaus größere Bedeutung als beispielsweise die Sieben Weltwunder, ist aber kaum bekannt. Die
ältesten Schichten des Ost-Hügels sind unglaubliche 9400 Jahre alt!
Die Bauweise der Häuser hat sich über einen Zeitraum von ca. 1000 Jahren nur
gering verändert, d.h. hier war von Anfang an eine Stadtkultur.
Aufgrund einer Klimakatastrophe (Misox-Schwankung)
wurde die Bauweise lediglich an kühlere Temperaturen angepasst, was den Untergang
aber nicht aufhalten konnte. Der Ost-Hügel (7400-6200 v.u.Z.) wurde einfach
aufgegeben. Ob die BewohnerInnen umgezogen sind oder ob andere Menschen den
Platz gleich daneben besiedelten und den West-Hügel (6200-5200 v.u.Z.)
begründeten, wo sie wieder ca. 1000 Jahre friedlich lebten, ist unbekannt. Der
West-Hügel liegt heute ebenfalls verlassen da, ohne dass irgendwelche Spuren
eines Krieges zu finden sind.
Wenn Sie sich die Bilder (rechte Spalte unten) anschauen, bedenken Sie, es ist
eine Stadt aus der Steinzeit! Aber nirgends sind keulenschwingende,
ihre Frauen an den Haaren hinter sich her ziehende Männer zu finden.
Nirgends finden sich Spuren barbarischer Menschenopfer und die Menschen hausten
auch nicht in Höhlen. Stattdessen finden sich planvoll angelegte Häuser mit
kunstvollen Wandgemälden, wunderschöne Plastiken und eine Kultur der
Mitmenschlichkeit, wie sie später nur noch in den abgelegensten Gebieten der
Erde zu finden sind, jedenfalls nicht in Europa. Selbst schwere Wunden konnten
so behandelt werden, dass es eine gute Überlebenschance gab. Ein höheres Maß an
sozialer Kultur hat die Menschheit nie mehr erreicht.
Die Gemeinschaft Çatal Höyüks lebte dabei noch in der Tradition der
Altsteinzeit, denn es wurde noch viel gejagt, obwohl die DOMESTIKATION von
Tieren schon begonnen hatte und Schweine, Ziegen und Kühe gehalten wurden. Die
TIERHALTUNG war jedoch noch nicht in TIERZUCHT übergegangen, was einen wichtigen
Unterschied darstellt. Der Ackerbau bzw. Hackbau war längst erfunden. Die
BewohnerInnen Çatal Höyüks lebten zu 80% von den Erzeugnissen des Hackbaus,
einer Erfindung der SammlerInnen der ausgehenden Altsteinzeit. Das spätere Patriarchat trieb
zwar die Technologien voran, die Menschheit aber verrohte.
Um nicht die Funde durch eine patriarchatsideologisch
gefärbte Brille zu sehen, wie es die offzielle Forschung tut, müssen wir interdisziplinär die sicht- und
lesbaren Indizien dieses regelrechten Krimis analysieren. An einfachen Beispielen zeige ich,
wie traditionelle Einstellungen den Blick auf diesen äußerst ungewöhnlichen Ort
verstellen. Verblüffend wird es, wenn nur eine einzige Denkgewohnheit in Frage
gestellt wird und sich eine völlig neue Welt eröffnet, in der sich plötzlich
alle Widersprüche in Luft auflösen - eine Welt, vor der sogar die türkische
Regierung Angst bekam, und deshalb für lange Zeit die Grabung verbot. Das ist
eine Welt, in der niemand herrscht, und kein Gottvater mit einem von ihm
geborenen Mann die Frau zeugt oder eine Jungfrau zum Kinde kommt, sondern eine
natürliche, selbstverständliche Lebensweise, die unserem evolutionär
angeborenen Sozialverhalten folgt, der MATRIFOKALITÄT (=Matrilokalität und
Matrilinearität), und daher eine Spiritualität hervorgebracht hat, in deren
Zentrum zu Beginn die altsteinzeitliche Urmutter stand, die im Neolithikum zur
Großen Mutter geworden ist. Wahrscheinlich ist auch Angst der Grund, warum
Schulkinder nichts über diesen Ort erfahren und stattdessen lernen müssen, dass
Zivilisation mit der Erfindung der Schrift beginne, die zur Zeit Çatal Höyüks
noch nicht erfunden war.
Noch relativ harmlos war der Streit darüber, ob nicht Jericho die älteste Stadt
gewesen sei. Dabei ist die Definition des Begriffes STADT äusserst schwierig.
Aber Çatal Höyük als Stadt zu bezeichnen, wo sie nicht einmal Stadtmauern,
Befestigungsanlagen oder gar ein Zentrum, geschweige denn Strassen oder nur
Türen hat, ist immer noch sehr gewagt, denn tonangebende WissenschaftlerInnen lassen genau diese Eigenschaften als
alleinige Merkmale gelten. Dennoch ist Çatal Höyük so herausragend in ihrer
Zeit und in ihrer größeren Umgebung, dass selbst diese WissenschaftlerInnen
nicht anders können, als diese frühe Zivilisation als
"Jahrhundertfund" zu bezeichnen.
Die Bilder sind Rekonstruktionsversuche der Innenräume, die genau so
hundertfach vorkommen und Wohnraum und Heiligtum zugleich sind. Fast jedes Haus
ist eine Kultstätte, in der die Große Mutter verehrt wurde. Unter den
Schlaf-Plattformen wurden auch die Toten bestattet: Die Menschen lebten mit und
auf ihren Ahnen. Das ist in dieser Kurzfassung auch der von allen Seiten
unbestrittene Stand der Forschung. Über alles weitere gehen die Meinungen
extrem auseinander.
Vielleicht schaudert es Sie beim Betrachten der Bilder. Vielleicht empfinden
Sie die Räume als Gruselkabinette und können sich nicht vorstellen, dass hier
glückliche, friedliche Menschen gelebt haben. Auch die Vorstellung auf einem
Friedhof zu wohnen, wird Ihnen vielleicht sehr unangenehm sein. Aber diese
Menschen brauchten diese Symbolik und ihre Ahnen, um ihr Leben als Teil eines
Zyklus zu verstehen. Das gab ihnen Sicherheit und wahrscheinlich kannten sie
gerade deshalb auch keine Angst vor dem Tod, wie wir es gewohnt sind.
Die Gemeinschaft Çatal Höyüks "funktionierte" aus dem natürlichen
Kontinuum heraus, wie es seit über 300.000 Jahren gelebt wurde. Sie war so nicht
"geplant" oder "organisiert". Und nicht nur sie lebte so in dieser Zeit, sondern auch alle
anderen Siedlungen des sog. Fruchtbaren Halbmondes, selbst noch des späteren Alten Europa. Ihnen allen ist gemeinsam, dass
die Bilder eine andere Sprache sprechen, als sie uns vertraut ist. Der Grund
dafür ist, dass seit Ende der Jungsteinzeit mit dem Patriarchat (= Herrschaft
der Väter) eine neue Gesellschaftsform endgültig durchgesetzt wurde, die uns
bis heute den Blick für unsere wahre Natur versperrt und den Weg zurück
abschneidet.
Der Symbolkanon Çatal Höyüks ist in mindestens sieben figürliche Kategorien
einteilbar, die auch schon auf den Bildern zu erkennen sind: Die Große
Mutter, die Große Bärenmutter, ihre Töchter, gehörnte Tiere, Leoparden,
Geier und Jagddarstellungen. Über ihre Bedeutungen ist in der Fachwelt ein Streit
entbrannt, der aufgrund der besseren Argumente der neuen Sicht, geprägt durch
die Archäologin Marija Gimbutas, auch bei manchen WissenschaftlerInnen zum
Umdenken geführt hat. Aus der offiziellen Wissenschaft wird sie jedoch aufs
Heftigste bekämpft, auf eine Weise, die erahnen lässt, dass weit mehr als die
Suche nach Erkenntnis dahintersteckt.
Dass die Kultur Çatal Höyüks bis heute weiterlebt, hört sich zunächst unglaubwürdig an,
doch uns ist immer noch die uralte Matrifokalität angeboren und wir leben täglich mit der uralten Bildersprache, wie es Marija Gimbutas aufzeigte. Die Symbole haben sich bis heute
im Alltag unbemerkt tradiert. James Mellaart, der Entdecker und erste Ausgräber
Çatal Höyüks, behauptete sogar, dass die Muster türkischer Webteppiche, Kelims,
mit den Wandmalereien in Çatal Höyük übereinstimmen. Zwar wird ihm nachgesagt,
dass er seine Beispiele gefälscht hätte, dennoch hat er vielen damit die Augen
geöffnet für die Bilder auf den Kelims, die tatsächlich weit mehr zeigen als
abstrakte Muster. Wir können uns selbst davon überzeugen. Vielleicht steigen
auch in Ihnen Erinnerungen an die Kindheit auf, als Sie schon Figuren sahen, wo
Erwachsene Ihnen einreden wollten, dass es 'nur' ein Muster sei.
Mellaart selbst erkannte und deutete die Bilder, die auch ihm so fremdartig
erschienen, in besonderer Weise und gab damit der Matriarchatsforschung das gesuchte
Material in die Hände, und er setzte unfreiwillig eines der Fundamente zu einer
feministischen Archäologie. Ein Matriarchat - also "Mütterherrschaft"
- gab es, das wissen wir heute, weder hier noch anderswo, doch Mellaart war
trotzdem schon recht nah an der jungsteinzeitlichen Realität. Für Çatal Höyük
können wir die Matrifokalität feststellen, die seit der Altsteinzeit das
gute Überleben aller Menschen sicherte.
Bald nach der Entdeckung war Çatal Höyük zu etwas wie einer PilgerInnenstätte
geworden, und der derzeitige Ausgrabungsleiter Ian Hodder schien dem zeitweilig
Rechnung zu tragen, indem er zahlreiche Archäologinnen mit der Untersuchung
gerade der bildlichen Darstellungen betraut hatte und auf der offiziellen Homepage von
Çatal Höyük ein Diskussionsforum anbot. Doch seit einiger Zeit hat sich etwas
verändert. Mit ziemlicher Heftigkeit werden nun alle diejenigen bekämpft, die
über die Große Mutter von Çatal Höyük forschen, ob sie nun AnhängerInnen der
Matriarchatsforschung sind oder nicht.
Mittlerweile entspricht die offizielle Interpretation wieder ganz dem Willen
der türkischen Regierung. Man versucht krampfhaft zu beweisen, dass die
Menschen in Patrilokalität, also im Patriarchat gelebt hätten. Matrifokalität
wird für Çatal Höyük geleugnet und als ideologische Spinnerei hingestellt.
Dabei sprechen die Befunde der Jungsteinzeit weltweit für etwas anderes und die
offiziellen Studien sind unhaltbar.
Schon während meines Architekturstudiums begann ich mich intensiv mit dieser
faszinierenden, unvorstellbaren Stadt zu beschäftigen. In den Jahren 1998 und
1999 hatte ich eine große Studienarbeit verfasst, die den Titel "Çatal
Höyük - Interpretation am Scheideweg" trug und die ich an dieser Stelle
schon damals als OPENBOOK veröffentlicht hatte.
Seitdem ist viel passiert. Çatal Höyük wurde weiter ausgegraben und die
Öffentlichkeitsarbeit wurde vorangetrieben. Daher hatte ich mich entschlossen,
daran weiterzuarbeiten, und sobald sich Neuigkeiten ergeben würden, diese
einfließen zu lassen. Dieses OPENBOOK gibt es daher seit über 20 Jahren und
wird ständig weiter- und umgeschrieben. Ich befördere seitdem immer wieder
Ungeheuerliches zutage ... Höhepunkte waren z.B. die Landesausstellung 2007 in Karlsruhe, die sich mit der
Jungsteinzeit Anatoliens beschäftigte oder eine Studie
von 2019, die es an Wissenschaftlichkeit mangeln ließ, aber überall
verbreitet wurde.
Lesen Sie nun ausführlich im OPENBOOK,
das weiterhin den passenden Titel "Çatal Höyük - Interpretation am
Scheideweg" trägt. Es ist nun aufgrund der immer weiter steigenden
Datenmenge auf drei weitere HTML-Seiten verteilt.
© Gabriele Uhlmann
NEWS
2022:
Das Material für die Textilien war nicht, wie bisher angenommen, importierter Flachs und auch keine Wolle, die bei Schafherden angefallen wäre. Es waren die Fasern von Eichenbast, der vor Ort gewonnen wurde.
In Çatal Höyük gab es keine Tierzucht, daher auch keine Wolle und kein Patriarchat.
:: Zum Artikel
Wieder wird versucht, eine hierarchische patriarchalische Gesellschaft für Çatal Höyük zu postulieren, diesmal anhand von bemalten Skeletten, die nun gefunden wurden. Es wird in den Raum gestellt, dass die rote Farbe, die an den Köpfen der Männer gefunden wurde,
"in vielen Kulturen ein Zeichen für einen hohen sozialen Status" sei; diese Kulturen sind patriarchal. Die weiblichen Skelette, die nun gefunden wurden, trugen grüne und blaue Farbe, die in dieser Studie als ein Fruchtbarkeitssymbol gedeutet wird. Fruchtbarkeitssymbolik ist typisch für patriarchale Kulturen, aber dabei steht immer die rote Farbe für das Blut bzw. das Leben, gemeint ist das Menstruationsblut. Es wurde stets von mächtigen Männern okkupiert.
Jesus, der Wein zu Blut gewandelt haben soll, ist das bekannteste Beispiel. Maria trägt dagegen einen blauen Mantel.
Blaue Pigmente waren immer schon die teuersten überhaupt. Wir können darin die hohe Wertschätzung der Maria erkennen, aber auch die große Anstrengung, die unternommen wurde, um Maria die rote Farbe vorzuenthalten.
In der Studie wurde gefunden, dass die blauen und grünen Pigmente der Frauenskelette Arsen, Antimon, Blei und Zink enthielten, die aus einer "arsenreichen Geologie" stammten, wahrscheinlich aus der Gegend um Niğde in der Nähe des Schwarzen Meeres oder aus der Region Kutahya in Westanatolien.
Das bedeutet, dass auch sie sehr wertvoll waren und von weither gebracht wurden, wertvoller als die Zinnoberpigmente, die in Çatal Höyük sehr häufig waren und besonders der Wandbemalung dienten, welche aber keine strenge Trennung der Farbsymbolik in männlich und weiblich erkennen lässt.
Die Hypothese der hohen sozialen Stellung der Männer steht damit auf tönernen Füßen.
:: Zum Artikel
2021:
Matrifokalität in Çatal Höyük und anderen anatolischen Siedlungen erneut bestätigt. Erwachsene Frauen werden zusammen mit ihren Geschwistern beigesetzt, also kein Patriarchat in der frühen Jungsteinzeit: "Yilmaz Selim Erdal, an anthropologist at Hacettepe University and senior co-author, suggests this comparison supports the idea that matrimonial traditions and gender roles changed over time."
:: Zum Artikel
2020:
Bildquelle: Science in Poland
Das polnische Team PAP hat in einem aus Lehm geformten Getreidespeicher eine außergewöhnliche Plastik gefunden, die aus dem Huf eines "Esels" gefertigt wurde, und nun als Figurine gedeutet wird.
Zwei seitliche Gravuren werden als Augen interpretiert, womit sie eine anthropomorphe Gestalt hätte. Auffällig ist, dass die beiden "Augen" wie Vulven geformt sind, ein Topos, der von der Jungsteinzeit bis in die Bronzezeit gefunden wird.
Knochen des Wildesels Onager (Equus hemionus) und auch des Wildpferdes (Equus ferus) werden in Çatal Höyük gelegentlich gefunden. Es handelt sich demnach um den Huf eines Onager und nicht um ein domestiziertes Tier.
Bemerkenswert ist, dass in dem Artikel geäußert wird, dass es sich bei den weiblichen Figurinen aus Çatal Höyük nicht um Göttinnen handele, sondern um Ausdruck eines Ahnenkultes. Damit bestätigt erneut ein Team von der Grabung die These einer matrilinearen Sozialordnung und postuliert die Weiblichkeit der Plastik.
:: Zum Artikel
2019:
Urbane Probleme schon vor 9000 Jahren? Nachdem jahrzehntelang keinerlei Spuren von Gewalt entdeckt worden waren, ging am 17.6.2019 eine Studie viral, nach der das enge Zusammenleben in Çatal Höyük Gewalt hervor gebracht hätte, und zwar vor allem gegen Frauen.
Ich bin der Sache bis ins Detail nachgegangen und habe viele methodische Fehler gefunden. Sowohl am Versuch, Çatal Höyük als einen elenden Ort von Krankheit und Gewalt darzustellen, als auch am Versuch ein Patriarchat nachzuweisen, ist das Studien-Team gescheitert.
:: Patriarchat und Gewalt in Çatal Höyük?
2019:
Auf dem älteren Ost-Hügel von Çatal Höyük wurden in einer Abfallgrube Fäkalien gefunden, die nach C14-Messung 8410-8150 Jahre alt sind und von Piers Mitchell von der Cambridge University und seinen Kollegen auch mikroskopisch untersucht wurden. In gerade zwei der vier Funde der fossilen Exkremente (sog. Koprolithen) fanden sich Eier
von Peitschenwürmern (Trichuris trichiura). Im Beckenbereich der Skelette aus demselben Grabungsbereich wurden jedoch keine Eier von Darmparasiten gefunden. Vor allem bei Kindern lösen sie gesundheitliche Probleme aus, wie z.B. Minderwuchs, aber auch dafür wurden auf dem Hügel keine entsprechenden Funde gemacht. Das bedeutet, dass bislang keine Individuen entdeckt wurden, an denen eine derartige Darminfektion nachgewiesen werden konnte.
Ursache dafür können die Untersuchungsmethode, die Erhaltungsbedingungen oder z.B. das Abwandern der betroffenen Person(en) sein. Die Forscher sind offensichtlich begeistert und beabsichtigen,
von früheren Wildbeutern zurückgelassene Fäkalien zu finden und daran zu untersuchen, wie sich der Übergang zur Sesshaftigkeit mit den Veränderungen im Lebensstil auf die
Gesundheit der Menschen ausgewirkt haben könnte. Sie vermuten, dass die Bewohner die Fäkalien in Töpfen sammelten und dann in Abfallgruben entleerten. Dies müsste zu einer Zunahme an Infektionen geführt haben.
Allerdings, infolge der Misox-Schwankung vor 8250 Jahren kam es zu einer Dürrephase. Vor 8410-8150 Jahren befand sich der Ost-Hügel damit in seiner Endphase aber der West-Hügel begann zu wachsen. Wurde der Ost-Hügel möglicherweise nur noch als Abort benutzt, was die Bewohner des West-Hügels geschützt hätte? Das wird nicht einmal angedacht.
:: Zum Artikel
:: Zum Abstract der Studie
:: Zur Studie
2019:
"Eine neue Studie eines internationalen
Forscherteams unter der Leitung des Max-Planck-Instituts für
Menschheitsgeschichte, die in Nature Communications
veröffentlicht wurde, bestätigt bestehende archäologische Theorien, nach
denen anatolische Jäger und Sammler die Landwirtschaft tatsächlich
selbst übernommen haben, und die späteren anatolischen Bauern direkte
Nachkommen eines Genpools waren, der über 7.000 Jahre lang relativ
stabil blieb." (Zitat: MPG 2019).
Damit ist gesichert, dass die BewohnerInnen Çatal Höyüks Indigene waren,
die ihre altsteinzeitliche Matrifokalität in die Sesshaftigkeit mit
herübernahmen.
:: Zum
Artikel
2018:
Ian Hodder, 25 Jahre lang Grabungsleiter in Çatal Höyük, ist von seinem Amt zurückgetreten. Damit endet die Grabung unter britischer Ägide und wird von türkischen KollegInnen übernommen. Neue Grabungsleiterin ist Çiler Çilingiroğlu von der Ege Universität in Izmir.
2018:
Bildquelle: MPG via fu-berlin.de
Untersuchungen an Scherben erlauben nun eine Aussage über die Ernährung in Çatal Höyük. Demnach wurden
Weizen, Gerste, Hülsenfrüchte, Milchprodukte und Fleisch verzehrt.
Das erste Mal konnten Forscher genau bestimmen, von welchen Tieren die
Milch stammt, und zwar von Ziegen und Schafen; in einigen Fällen auch
von Rindern. Auch Fleisch und Blut dieser Tierarten wurde in den Gefäßen verarbeitet,
dazu auch Fleisch von Hirscharten.
Rindfleisch war offensichtlich
nicht die Hauptnahrung, auch wenn viele Bukranien gefunden wurden. Käse
und Eintöpfe standen auf dem Speisezettel, was für eine regelrechte
Kochkultur spricht.
:: Zum
Artikel
Mit einer neuen Studie der Harvard University,
Cambridge, gilt als bestätigt, dass Çatal Höyük Ost mit einem Klimawandel unterging.
Veränderte Strömungen im Nordatlantik hätten vor ca. 8250 Jahren die
sog. Misox-Schwankung verursacht. Für rund 160 Jahre sorgte sie global
für trockeneres Klima und in vielen Regionen, wie auch Anatolien, für
eine Abkühlung von bis zu drei Grad Celsius. Das Füttern des Viehs während des Winters sei zu einer
Herausforderung geworden, nachdem die erhöhte Trockenheit im Sommer die
Ernte deutlich geschmälert hätte. In dieser Zeit seien auch die
Hausgrundrisse hin zu zentralen Räumen mit umgebenden Lagerräumen
verändert worden.
:: Zur
Original-Studie
:: Bericht auf Spiegel-online
:: Meine Stellungnahme
Der Geoarchäologe Eberhard Zangger erhebt schwere Vorwürfe gegen den Entdecker von Çatal
Höyük James Mellaart. Auf meinem Blog WAHRSCHEINKONTROLLE finden Sie meine Analyse und Stellungnahme dazu.
2017:
Bildquelle: Çatalhöyük Research Project via scinexx.de
Der jüngere Westhügel von Çatal Höyük ist doch keine chalkolithische Siedlung.
Die dort gefundene Kupferschlacke ist kein Nebenprodukt eines frühen Verhüttungsverfahrens, sondern entstand vielmehr durch einen Zufall in einem Grab. Damit
kann nun beginnende Metallurgie und ein daran gebundenes Patriarchat als Grund für den Untergang Çatal
Höyüks ausgeschlossen werden.
:: Zum Artikel
2016:
Figurine der Großen Mutter in situ.
Bildquelle: Daily Sabah
Wieder wurde eine Statuette der Großen Mutter von Çatal Höyük gefunden.
Sie misst 17 cm Höhe und ist damit eine der größten je gefundenen. Sie
besteht aus Marmor und ist vollständig erhalten. Sie stellt eine sog. Brustreicherin
dar, wie sie z.B. auch in Haçilar (ca. 5800 v.u.Z.) und Kültepe (ca. 1800
v.u.Z.) gefunden wurde.
Betont ist damit ihr versorgender, nährender Aspekt für die Sippengemeinschaft.
:: Zum Artikel
Gefunden wurde sie unter einer Plattform in einem Haus. Nach der offiziellen
Interpretation darf die Statuette aber keine Göttin geschweige denn Urmutter oder Große Mutter
sein. Immerhin wird vermutet, dass sie eine Ahnin darstellt.
:: Zum Artikel
In Ephesos/Westtürkei wurde den Österreichern aus politischen Gründen die Grabungslizenz entzogen.
UPDATE: Die Grabungslizenz wurde 2018 wieder erteilt. :: Zum Artikel
2015:
Es wurden viele Kleinfunde gemacht, u.a. Figurinen, Feuersteingeräte und Muschelschalen.
Ein Schädel mit modellierter Oberfläche und eingelegten Augen aus Obsidian
bestätigt den bereits bekannten Schädelkult. Wesentliche, neue Erkenntnisse
liegen nicht vor.
2014:
Getreidespeicher in situ.
Bildquelle: Science and Scholarship im Poland
Vier gut erhaltene Getreidespeicher mit 5kg Inhalt gefunden.
:: Zum Artikel
2013:
Das älteste Leinen-Gewebe
der Welt, gefunden in Çatal Höyük (in situ)
Bildquelle: hurriyetdailynews.com
:: Zeitungsmeldung
:: Fund im Archive Report (PDF)
James Mellaarts Buch "Çatal Hüyük. A Neolithic Town In Anatolia" ist jetzt online:
:: Link
zum Buch bei archiv.org
2012:
1. Juli 2012: Das wurde aber auch Zeit: Çatal Höyük ist endlich Weltkulturerbe! Die Ausgrabung geht weiter.
::
Link zur Unesco
29. Juli 2012 James Mellaart verstorben. Er war der Entdecker und erste Ausgräber von Çatal Höyük.
:: James
Mellaart
2011:
Die Untersuchung der Odontologin
Marin A. Pilloud und des Bioarchäologen Clark S. Larsen bestätigt das Fehlen einer patrilinearen
Sozialstruktur bzw. patriarchaler Kleinfamilien: Die Untersuchung
von Zähnen aus hauseigenen Gräbern in Çatal Höyük ergab, dass keine enge
familiäre
Verwandtschaft unter den Bewohnern eines Hauses bestanden hat. Ian Hodder, Chef-Archäologe in Çatal Höyük, schließt daraus, dass das Sozialgefüge dem der Altsteinzeit
ähnelte und dass es "eine andere komplexe
Ebene" gegeben
haben müsse, die die Gemeinschaft zusammen hielt.
So kann man auch ausdrücken,
dass es sich um matrilineare Sippen handelt, die sich - den Pueblo gleich - über die ganze Siedlung verteilen.
Die Matrifokalität in Çatal Höyük wird mit dieser Untersuchung noch deutlicher.
:: Zum Artikel
UPDATE: 2019 zeigt sich, dass diese Studie nur der Anfang einer Argumentationskette ist, die in Richtung Patrilokalität geht, und die ich als nicht haltbar entlarven konnte.
:: Zum Artikel auf meinem Blog Wahrscheinkontrolle
2010:
Ian Hodder beendet - auch für das Team überraschend
- die Ausgrabung. Nach einer Pause möchte er mit neuem Team weitermachen.
Darüber berichtet das Magazin Sciene Insider in einem Artikel.
Die offizielle Interpretation steckt angeblich in einer geistigen Sackgasse.
::
Zum Artikel
2009:
Matriarchatsforschung war gestern, durch die ERFORSCHUNG DER MATRIFOKALITÄT
als Grundlage der PATRIARCHATSFORSCHUNG kommen wir der Wahrheit über die
Steinzeit näher.
Das OPENBOOK wurde jetzt in allen Teilen vollständigt überarbeitet:
:: OPENBOOK
:: Neuester
Stand der Wissenschaft: Matrifokalität
2007:
Bärensiegel
Online-Bildquelle: Archive Report 2005 CatalHöyük Search Projekt, dort: Ali Umut Türkcan "Clay Stamp Seals" (Abstract)
Schon im Jahre 2005 wurde das Bärensiegel gefunden, das Einfluss auf
die Interpretation der Kultur Çatal Höyüks hat. Die offizielle
Interpretation der AusgräberInnen
abgedruckt im Katalog der Austellung "Die ältesten Monumente der Menschheit" (2007)
ist wissenschaftlich nicht haltbar und bedarf daher einer Gegendarstellung:
:: Das
Bärensiegel
2005:
Es wurde ein Siegel gefunden, das eine Bärin zeigt (Abb. s.u. 2007). Ihr Nabel ist mit
einer Vulva-förmigen Musterung betont. Ein weiterer, wichtiger Fund ist
eine weibliche Figurine, die eine sog. Brustreicherin zeigt. Die Beine sind hockend angewinkelt. Der Kopf erscheint absichtlich weggelassen. Interessant an dieser Darstellung ist auch
die Rückseite, wo das Skelett angedeutet ist. Die für Figurinen aus Çatal Höyük ungewöhnliche Hockstellung erscheint damit in neuem Licht. Sie entspricht der Embryonalstellung, in der die Menschen bestattet wurden. Zum Totenkult gehörte zudem ein Schädelkult, bei dem die Köpfe abgetrennt und gesondert behandelt bestattet wurden. Diese Figurine vereint damit alle
Aspekte der Urmutter in sich: Geburt, Leben und Tod.
Figurine der Großen Mutter, Typ Brustreicherin, Vorderseite und Rückseite
(Orig.) Bilder: Archive Report 2005
2002:
In diesem Jahr habe ich Anatolien bereist und Çatal Höyük besucht.
:: Reisebericht
Die Fotos dieser Seite stammen aus dem Buch
'Die
Entdeckung von Çatal Höyük -
Der archäologische Jahrhundertfund'
von Heinrich Klotz, München 1997
Für eine Großansicht lassen sich die Bilder anklicken.