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Archäologie und Macht |
Zur Instrumentalisierung der Ur- und Frühgeschichte
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Anmerkungen zu den 4 Auflagen
1. Auflage: Grafischer Durchlauf. 1 Exempl.
2. Auflage: Grafischer Durchlauf. Erweiterung. 2 Exempl.
3. Auflage (Januar 2012): 20 Exempl.
Corrigenda
und Erweiterungen der 3. Auflage finden Sie hier.
4. Auflage: Im Handel ab Mitte April 2012
Weitere Informationen
Zum Massaker von Talheim habe ich auf dieser Homepage eine Extra-Seite eingerichet.
Hier finden Sie auch Links zu Abbildungen.
Neuester Stand der Archäologie und Anthropologie http://wahrscheinkontrolle.wordpress.com
http://www.facebook.com/ArchaeologieUndMacht
Rezension
zu "Archäologie und Macht" mit
dem Titel "Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin?" in
der Zeitschrift OYA
Pressetext
Von wegen Orchideenfach: Die Wirtschaftspolitik
(miss-)braucht die Ur- und Frühgeschichte
Die Steinzeit
erscheint mal witzig mal romantisch und je nach Bedarf auch als hoffnungslos
rückständig, jedoch nie als das, was sie wirklich war. Noch bis in die
80er-Jahre bediente die Archäologie die patriarchalen Klischees, wie
ein Blick in die alten Schulbücher beweist. Dort sind die Urmenschen
männliche Höhlenbewohner, die sich Faustkeile zurecht hauen und geheimnisvollen
Jagdzauber betreiben. Frauen und Kinder kommen nur am Rande vor. Weil
aber die archäologischen Funde dazu nicht passen, musste sich die Wissenschaft
wohl oder übel von diesem Bild entfernen. Die Funde der letzten Jahrzehnte
machen immer deutlicher, dass die Menschen die längste Zeit ihrer Geschichte
ohne männliche Dominanz und patriarchale Werte auskamen, dabei als intelligente
und soziale Wesen lebten und alle Naturkatastrophen überlebten.
Die Patriarchatsforscherin Gabriele Uhlmann schreibt in ihrem neuen Buch
'Archäologie und Macht - Zur Instrumentalisierung der Ur- und Frühgeschichte',
wie sich nun die traditionelle Archäologie und die Geschlechterforschung,
die sog. Gender Studies, zu einer Allianz zusammengefunden haben und
das überkommene Bild verändern. In den vielen Ausstellungen zur Steinzeit,
die derzeit von sich Reden machen, werden die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit
sichtbar. Die Archäologie ist aber beileibe kein sog. Orchideenfach,
keine nutzlose Freizeitbeschäftigung für das Bildungsbürgertum und seine
Kinder. Sie ersetzt mehr und mehr die Dogmen der christlichen Religion,
mit deren Rückzug das Patriarchat in Gefahr geraten ist, und bildet die
Basis der neoliberalen Ideologie, die unsere Europapolitik heute bestimmt.
Denn jetzt wird die Steinzeit-Frau als Powerfrau, als Vollzeit-Jägerin
und -Sammlerin, dargestellt, die dennoch als treue Ehefrau im Zelt ihres
Gatten wohnt und nebenbei auch Mutter ist. Dem alten patriarchalen Bild
wird also lediglich die Berufstätigkeit der Frau und Mutter hinzugefügt.
Ansonsten bleibt alles beim Alten, denn die Lebensweise, bei der die
Frau beim Ehemann wohnt, die sog. Patrilokalität, ist das Hauptmerkmal
patriarchaler Gesellschaften. Die Steinzeit-Frau wünscht sich demnach
angeblich auch nichts sehnlicher, als ihrem Gatten viele Kinder zu schenken
trotz ihrer 'Berufstätigkeit'. Über so etwas kann sich die Familienministerin
nur freuen. Die Steinzeitler hätten daher 'bestimmte ideologische Konzepte',
so der Gender-Sprech, nämlich die Mutter in Form von 'Fruchtbarkeitsidolen
überhöht'. So deuten Archäologen heute die unzähligen Frauenstatuetten,
die man früher und teils heute noch für Sexpüppchen einsamer Jäger hielt
und denen nur sehr selten und auch erst viel später männlich anmutende
Abbildungen gegenüberstehen. Dass die Frau in der Patrilokalität den
sexuellen Ansprüchen ihres Gatten und seiner Gewalt ausgeliefert bleibt,
wird ignoriert. Es erscheint widersprüchlich, dass die Gender Studies,
die sich 'feministisch' geben, also indirekt behaupten, es hätte ein
altsteinzeitliches Muttertum gegeben, wie es bei den Nazis mit dem Mutterkreuz
zelebriert wurde, aber 'eine anständige Paradoxie veredelt schließlich
jede Wissenschaft', so auch das ironisch-humorvolle Zitat des Musikers
und Logikers Matthias Witte, das dem Buch voran gestellt ist. Das politisch
inkorrekte Problem, das die Gender Studies selbst produziert haben, glauben
sie mit der Behauptung zu lösen, dass Menschenmütter schon immer ihre
Babys abgegeben hätten, jede andere Meinung sei 'biologistisch' und frauenfeindlich.
Die Kinderfeindlichkeit der Gender Studies, die Gabriele Uhlmann entlarvt,
zeigt vor allem, dass der Feminismus nicht für alle Frauen gemacht ist,
sondern vor allem für solche, die keine Kinder haben und Karriere machen,
also auch für die Vertreterinnen der Gender Studies selbst. Sie liefern
die pseudowissenschaftliche Rechtfertigung dafür, die Frau in die männliche
Arbeitswelt einzupassen und schon die kleinsten Kinder dem Takt der allgemeinen
Öffnungszeiten und dem Stress der Berufswelt anzupassen. Die Ur- und
Frühgeschichte dient somit auch der Verhortungspolitik, mit der Kinder
dem Einfluss der Mutter entzogen und unter staatliche Obhut gestellt
werden, was bekanntermaßen in totalitären Systemen selbstverständlich
ist.
Dass das Patriarchat weit mehr bedeutet als Frauenarmut oder Burka sollte
eigentlich allgemein bekannt sein, ist es aber bei weitem nicht. Gerade
die Archäologie verhindert, dass wir mehr darüber wissen und die Widernatürlichkeit
des Patriarchats und seiner Systeme erkennen. In Zusammenarbeit mit der
Anthropologie gelingt es der Archäologie, das bedrohte Patriarchat zu
erneuern und sogar noch zu perfektionieren, was Gabriele Uhlmann an vielen
hanebüchenen Beispielen zeigt. Die Archäologie setzt aktuell alles daran,
Patrilokalität - und damit Patriarchat - für die Urgeschichte zu beweisen
und bedient sich dazu neuer, teurer naturwissenschaftlicher Methoden,
die natürlich bereitwillig aus Steuergeldern bezahlt werden. Als konkrete
Untersuchungsobjekte braucht es dafür mehrere steinzeitliche Tote, die
nachweislich gleichzeitig unter die Erde kamen und am gleichen Ort gelebt
haben, z.B. bei einem Massenmord in einem Dorf. Ein solches Ereignis
hat, soweit bekannt, erstmals im jungsteinzeitlichen Talheim bei Heilbronn
vor 7.000 Jahren stattgefunden. Für den Nachweis von Patrilokalität schien
es also prädestiniert. Doch die Untersuchungsergebnisse waren mehr als
ernüchternd. Das Problem konnte 'virtuos' gelöst werden und jetzt wird
sogar die haltlose Behauptung, dass die Jungsteinzeitler immer schon
patrilokal gelebt hätten, in den Medien verbreitet. Da im Zeitraum vor
5000, dem Jahr, welches das Ende der ersten jungsteinzeitlichen Kultur
einleitete, keinerlei Kriege nachweisbar sind, wird der Eindruck erweckt,
dass das Patriarchat eine natürliche und grundsätzlich friedliche Lebensform
sei, ein Freispruch der besonderen Art. Nicht das Massaker von Talheim,
sondern die Beweisführung der modernen Archäologie unter Mitwirkung der
Gender Studies zur Rettung und Rechtfertigung des Patriarchats liest
sich wie ein Krimi, bei dem nicht nur Kriminologen die Haare zu Berge
stehen müssen.
Weil die Theorie der Patriarchatsforschung von den Medien, die heute
von den Gender Studies durchdrungen sind, ignoriert wird und von der
herrschenden Lehre mit unlauteren Mitteln bekämpft wird, informiert Gabriele
Uhlmann über die Erkenntnisse zur Entstehung des Patriarchats vor erst
7.000 Jahren. In ihrem hochpolitischen Buch beschreibt die unabhängige
Forscherin auch, wie in der Forschungsgeschichte der keulenschwingende,
wilde Mann als 'Krone der Schöpfung' die biblischen Vorstellungen ablösen
konnte. Die Kirche hatte keinerlei Einwände mehr, als sie erkannte, dass
das Postulat des Urvaters, des Schöpfer-Gottes, damit nicht erschüttert
wurde. Der Urvater, die erste Paradoxie, von Priestern erdacht, soll
ohne Frau die ersten Menschen geschaffen haben.
Aber die Entdeckungen des letzten Jahrhunderts, die sog. female choice,
das naturgesetzliche Vorrecht der Frau auf freie Wahl von Zeit, Ort und
Partner des Sexualverkehrs sowie die materiellen Zeugnisse einer sich
selbst befruchtenden Urmutter, nämlich die Frauenstatuetten, zeugen von
etwas ganz anderem, wie Gabriele Uhlmann es erläutert: von der für die
Menschheit existenziellen Matrilokalität und Matrilinearität (= Matrifokalität)
und dem daraus resultierenden weiblich ausgerichteten Kult. Die Verhaltensforschung
entdeckt gerade die überragende Bedeutung der Mutter für die menschliche
Entwicklung, die bisher immer unterschätzt wurde. Der leibliche Vater
eines Kindes, der aus diesen biologischen Gründen über fast 200.000 Jahre
unbekannt war, spielte in der mütterlichen Sippe keinerlei Rolle, war
meist nicht einmal anwesend, sondern, wenn überhaupt, waren es die Brüder
und Cousins der Mutter, die das männliche Vorbild für die Kinder abgaben.
Die Kommunikation zwischen Mutter und Kind ist durch die genetisch verankerten
sog. soft skills besonders wertvoll. Das sind die weichen weiblichen
Eigenschaften, die die Wirtschaft an Frauen neuerdings so schätzt und
die sie jetzt für sich alleine ausnutzen will. Sie darf also 'biologistisch'
sein, die Gender Studies drehen alles so, wie es ins System passt. Kinder
sind eine lästige und teure Konkurrenz geworden. Nachweislich fördert
und prägt eine gesunde Mutter Geist und Seele des Kindes besser als jeder
andere Mensch. Das Kind, das deshalb von Natur aus nur nach seiner Mutter
ruft, wurde in der Steinzeit, wie jedes andere Kind in der Natur auch,
nicht enttäuscht. Die Mutter trug die kulturelle Tradition, sogar ihre
Erfindung von Ackerbau und Viehzucht, noch bis in die Jungsteinzeit über
die mütterliche Linie weiter, die über Jahrzehntausende das Überleben
in einer intakten Natur garantierte. Eingebettet in ihre mütterliche
Sippe waren Mütter versorgt, unterstützt, geschützt und alles andere
als Heimchen am Herd. Offenbar sind diese Entdeckungen nicht wie archäologische
Funde vielfältig interpretierbar, sondern sprechen eine eindeutige Sprache
und bestätigen eindrucksvoll die Existenz der matrifokalen Urgeschichte.
Für das Patriarchat ist das ein echtes Problem, das nur mit Ideologie
verschleiert werden kann. Die letzten Überreste von Matrifokalität, die
überall auf der Welt zu finden sind, müssen deshalb als Sonderfall der
Völkerkunde hingestellt werden, als zirkusreife Sensation, die allenfalls
touristisch interessant ist, getreu dem Motto: es kann nicht sein, was
nicht sein darf.
Wie eng Archäologie und Politik seit jeher zusammenhängen, ist erschreckend,
erwarten wir doch von der Wissenschaft fundierte, wertneutrale Aufklärung.
Verständlich wird diese Misere, wenn wir uns vor Augen halten, dass die
Archäologie von Menschen betrieben wird, die im patriarchalen System
sozialisiert und ausgebildet wurden und Karriere machten. Das Patriarchat
erforscht sich nicht selbst, weil es sich damit infrage stellen müsste.
So tappen die gesellschaftlichen Kräfte auch im Dunkeln, wenn es um die
Beantwortung der Frage geht, warum die Welt nicht zur Ruhe kommt, warum
Kriege, Diktaturen, Hunger, religiöser Extremismus und Umweltzerstörung
voranschreiten, trotz höherer Schulbildung, allgegenwärtiger Informationsflut
und Feminismus. Gabriele Uhlmann macht auch verständlich, dass Revolutionen
stets zum Scheitern verurteilt sind, weil sie nicht am Patriarchat als
Grundproblem rütteln. Sie erklärt, warum das Patriarchat nicht abgeschafft
werden kann durch die Berufstätigkeit der Frau allein, welche die europäische
Politik derzeit für das Patentrezept gegen Frauen-, Mütter- und Kinderarmut
hält. Überall auf der Welt, auch bei uns, arbeiten Frauen den ganzen
Tag, dennoch leben sie unter patriarchaler Gewalt, erhalten nur einen
Bruchteil des erwirtschafteten Geldes, dies oft noch mit schlechtem Gewissen,
und haben vor allem keine Entscheidungsmacht über die Erziehung der Kinder.
Aufklärung über das Wesen des Patriarchats muss aber schon bei Kindern
ansetzen. Dass staatliche Schulen und Horte dies nicht leisten wollen,
liegt in der Natur der Sache. Eine Wiederbesinnung auf die mütterliche
Linie, die auch den Männern nur Vorteile bringen würde und die sich in
Europa heute schon im Rahmen der demokratischen Gesetze von jeder Frau
umsetzen lässt, kann die Autorin als Einstieg in eine nachpatriarchale
Welt nur empfehlen.
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und Macht (4. Aufl.) - Blick ins Buch und/oder Bestellung bei eBook (dort
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