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Es war einmal in den alten Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat... |
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Märchen - nur etwas für
Kinder? Das Interesse an Märchen kann zu einem bestimmten Alter erlöschen oder aber einen völlig neuen Charakter bekommen. Ich las in der ausgehenden Pubertät die ersten Bücher über Märchenforschung aus tiefenpsychologischer Sicht. Dabei lernte ich, welche Bedeutung Märchen für die Entwicklung eines Kindes haben können oder sollen, und dass die Vorliebe für ein bestimmtes Märchen viel über ein Kind und dessen Familie aussagt. Aber eine Antwort auf meine existenziellen Fragen gaben sie mir noch nicht. Trotzdem war meine Begeisterung für Märchen ungebremst und ich fragte mich, was dahinter steckt. Die Antwort lag in den Märchen selbst |
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Märchen sind also Berichte aus dem kollektiven Unterbewussten, das in einer glücklichen
Zeit seine Wurzeln hat. Sie endete nach einer 3500jährigen, in Eurasien stattfindenden gewaltsamen
Umwälzungsphase, die vor
ca. 4500 Jahren weitgehend abgeschlossen war. Glücklich war die Zeit davor, weil sie frei war
von Krieg und Unterdrückung. Entsprechend weniger Wünsche hatten die Menschen, und diese Wünsche hatten eine andere, erfüllbare Qualität. Krankheit
und Tod wurden als Teil des natürlichen Zyklus verstanden, was die Angst vor
dem Tod linderte. Eine Hölle gab es nicht. Der berühmte Spruch, der am Anfang
so vieler Märchen steht, entspricht in den Mythen auf der ganzen Welt dem, was die alten
Griechen als
das Goldene
Zeitalter
bezeichneten. Sie waren davon noch nicht lange entfernt: Die minoische Kultur
auf
Kreta und Santorin war die letzte Kultur Europas, die dieses Weltbild bis ca.
1000 vor unserer
Zeitrechnung lebte. Das
Weltbild
dieser Zeit
war matrifokal; danach
und bis heute ist es patriarchal.
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Dieses Holz-Puzzle bekam ich zum 3. Geburtstag geschenkt, und ich liebe es noch heute... |
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Die Frau Gothel ist in
den Kinder- und Hausmärchen der Grimms wie auch die Frau
Holle eine "Frau Frau". "Frau" war bis in die Neuzeit hinein
noch ein Hoheitstitel und nicht eine simple Anrede. Frau Gothel waltet und
schaltet hoch oben, im Märchen ist es ein Turm;
Frau Holle wohnt scheinbar tief unten: die Marie steigt zu
ihr hinab durch den Brunnen, und kommt, oh Wunder, oben auf einer Blumenwiese
an. Die Orte des Geschehens sind genauso wenig ein Zufall wie
die Verwandtschaft des Namens Holle mit Hölle. Beide Frauen entsprechen derselben Großen Göttin des Lebens und
des Todes, die im Oben wie im Unten verortet wird.
Der christliche Gott ist aber ein Mann: Gottvater. Er hat einen Sohn und einen heiligen Geist, der, wie nur sehr wenige wissen, im jüdischen Glauben weiblich war und heute auch eher als männlich angesehen wird. Gott gilt als der Urvater, der alle Menschen aus Lehm geformt hat, ohne Mithilfe einer Frau. Welch eine Anmaßung! Im Lehm ist trotzdem der uralte Glaube an die Erde als Mutter allen Lebens verschlüsselt, die seit der Altsteinzeit in Höhlen, auf Bergen und an Gewässern verehrt wurde. Es hat sich also eine Wende vollzogen, die aus einer Göttin einen Gott machte und auch aus Töchtern Söhne. Der Zeitpunkt der religiösen Wende in Europa ist identisch mit der Indoeuropäisierung Alt-Europas ab dem 4. Jahrtausend vor der Zeitenwende durch berittene Kriegernomaden aus der kaukasischen Steppe. In den Märchen und germanischen sog. Götter- und Helden-Sagen oder der Edda finden wir die Spuren aus dieser Zeit. Einer sehr plausiblen - aber in der herrschenden Wissenschaft (z.B. Simek 2009) nicht vertretenen - These zufolge erweiterte sich das germanische Pantheon (Gemeinschaft der Gottheiten), das vorher nur aus den ehemals matrifokalen, später aber indoeuropäisierten Wanen und Riesen bestand, um die patriarchalen, indoeuropäischen Asen. Wanen und Riesen gingen aus einem "Urwesen" hervor, das wir als Urmutter identifizieren können. Die herrschende Lehre begründet ihre Ablehnung der These damit, dass nur eine Textquelle, die isländische Edda aus dem 13. Jhdt, zur Verfügung steht, die von dem Skalden Snorri Sturluson (* 1179) stammt. Zudem sind die Wanen archäologisch nicht fassbar. So wird fast ausnahmslos geleugnet oder ignoriert, dass in ganz Mitteleuropa eine Große Göttin die wichtigste Gottheit war. Dass uns außer den allseits bekannten oder regional bekannten Märchen keine schriftlichen Zeugnisse der alten Religion überliefert wurden, bedeutet nicht, dass es diese Religion nicht gegeben hätte oder deren Muttergöttin bedeutungsloser gewesen wäre. Schriftlich aufgezeichnet wurde, wie im Falle des Skalden Snorri, die Mythologie der Herrschenden, unter denen sich auch die wenigen Schreibkundigen befanden. Im einfachen Volk wurden Mythen lediglich weitererzählt und im Brauchtum gelebt. Flächendeckende, volkskundliche Untersuchungen, also die Mythen-und Sagenforschung, die Brauchtumsforschung und die Ortsnamenforschung legen die zweifelsfreien Belege vor. Bezeichnend ist, dass die Volkskunde von Archäologen meist als unwissenschaftlich und amateurhaft abgelehnt wird. Die Große Göttin trägt in Mitteldeutschland den Namen Holda, Hulda, Holle oder ähnlich, in Nordeutschland heißt sie Herke, Herta oder Gode (= Gothel), im Alpenraum und in den angrenzenden slavischen Gebieten heißt sie Percht. Der Name des vermeintlich am besten bezeugten germanischen Gottes Wodan, der in Skandinavien Odin heißt, hielt jedoch erst durch die kriegerischen Stämme der Germanen während der Völkerwanderungszeit Einzug in die vom Volk erzählten Muttermythen, nämlich im Sinne einer sog. Wodanisierung der Herke, wodurch sie zur Wode bzw. Gode wurde (Timm 2003), und als Ehefrau Wodans bezeichnet wurde. Die Große Göttin ist also mit der Asen-Göttin Frigg aber auch mit der obersten Göttin der Wanen Freya, identifizierbar, die auch Frija oder Frea heißt. Zahllose Versuche Freya und Frigg von einander zu unterscheiden gelten in der herrschenden Lehre als wissenschaftlich notwenig, doch letztlich stammen beide Göttinnen aus derselben tiefenpsychologischen Schicht, unterscheiden sich nur regional und sind in Wahrheit Eins, die Urmutter. Daher halte ich Versuche, das "Problem" zu lösen, für überflüssig ja sogar ablenkend. Die Identität beider Göttinnen ist m.E. sogar in der Edda thematisiert, nämlich in der Geiselnahme der Freya durch die Asen. Im Volksglauben wird der Zwiespalt sowieso verwischt und zwar auffälligerweise nach der Christianisierung, als sie die Namen Herke, Holda und Percht erhält, die wohl als sog. Tabunamen fungierten. Versuche, die Maria als Holle-Ersatz zu installieren, waren nie restlos erfolgreich. Unsere Märchen sind frei von Krieg, anders als die Zeit, aus der sie stammen. Zu den Glaubensvorstellungen des Mutter-orientierten Bildbildes, unter dem Männer und Frauen bis dahin gleichberechtigt lebten, trat im Sinne der Herrschenden die religiöse Überhöhung des Vaters und des Krieges hinzu, bis diese schließlich obsiegte. Dieser Prozess begann mit dem gesellschaftlichen Umbruch in Alt-Europa. Hierarchie und Krieg sind erst ab diesem Zeitpunkt feststellbar. Von nun an gab es männliche Herrscher und Priester, die Kriege führten und das Volk unterdrückten und ausbeuteten, alles mit dem Segen männlicher Götter und auch der weiblichen, die dafür als Kriegsgöttinnen instrumentalisiert wurden. Eine der Natur gegenüber demütige, ethische Haltung wich dem Gesetz der Gewalt. Der schwerwiegende, innere Widerspruch des Christentums, das einerseits den Frieden predigt, andererseits barbarische Glaubenskriege und Verfolgungen anzettelt, und das zwar die Gleichheit aller Menschen postuliert, aber die Frau und die Kinder dennoch unterdrückt, ist erklärbar mit der Vermischung der Kriegsmoral patriarchaler, hebräischer Hirtennomaden mit der sanften Ethik Jesu, die in ihrer reinen Form, noch durch Paulus und die anderen Kirchenväter unverzerrt, urreligiöse Werte vermittelt: - die Gleichheit von Mann und Frau (Egalität) - die Goldene Regel: Was Du nicht willst, was man Dir tu', füg' auch keinem Andern zu! (Behandelt auch eure Kinder entsprechend) - Friedfertigkeit - die persönliche Rückführung auf die Mutter (die angeblich ohne männliches Zutun schwanger wurde, Matrilinearität) - Wiedergeburt im Kreislauf des Lebens (die in der Bibel allerdings Jesus vorbehalten bleibt, der aus der Höhle seines Grabes - aus Mutter Erde - aufersteht) Maria ist die alte Göttin und Urmutter, die auch in Vorderasien noch lange Zeit verehrt und von der Bibel, auch in der Offenbarung des Neuen Testamentes, blutig bekämpft wurde und wird. Dem einfachen Volk wird die sanfte Lehre Jesu gepredigt, das davon leicht überzeugt werden kann, folgt sie doch der altsteinzeitlichen Haltung, die in uns noch verborgen ist. Die Herrschenden aber legitimieren mit (Mein-)Eiden
auf die Bibel und der Segnung der Waffen durch Priester ihre Macht,
finanziert durch das meist ahnungslose einfache Volk. Der Tod,
der in matrifokaler Zeit
als natürlich und regenerativ verstanden wurde, wurde in christlicher
Zeit zum Schrecken schlechthin. Wer Angst hat, ist manipulierbar und
leicht zu beherrschen! Also wurden die Menschen
manipulierbar gemacht. Daher enthalten Mythologien
die von Priestern erdachten,
pseudoreligiösen Rechtfertigungen von Unterdrückung, während
die Märchen aus der Volksfrömmigkeit hervorgingen und den Lebenszyklus
thematisieren. Die Kunstmärchen, z.B. "Der
standhafte Zinnsoldat" von Hans Christian
Andersen, sind keine echten Märchen. Sie berichten von der kindlichen
Not, von psychischen Problemen in
unserer patriarchalen Welt.
Diese Autoren, die fromme Christen waren, haben den Ursprung
des Märchens nicht erkannt. Wer Texte über die ur- und frühgeschichtlichen Mythen ließt, sollte
immer im Auge behalten, dass sie oft von Autoren geschrieben wurden,
die
Angst
vor der Entdeckung des wahren Ursprungs vom Glauben an den Gottvater
haben. Worte, wie "Götze", "Fruchtbarkeitsgöttin" oder "böse" sind
darauf ein Hinweis. Oft wird Literatur aus den 1930er Jahren angeführt,
um das Wissen zu diskreditieren. Doch es gibt auch viele aktuelle Bücher,
in denen die Dinge richtig dargestellt sind, z.B. von Marija Gimbutas,
Riane Eisler, Gerhard Bott oder Kirsten Armbruster. |
Dies ist nicht Frau Holle, sondern eine enge Verwandte, die Große Göttin von Çatal Höyük in einer späteren Interpretation als anatolische Kybele. Hier eine römische Ton-Statuette. Auf dieser Homepage kannst Du viele Informationen darüber finden, wie Mythen Einfluss auf das Denken und die Kultur nehmen, und wie sie die Politik bestimmen. Dieses Wissen darf in der Schule nicht gelehrt werden, weil es dem christlich-patriarchalen Weltbild widerspricht. |
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Märchen vorlesen oder erzählen? Unsere Märchen sind u.a. von den Brüdern Grimm aufgezeichnet worden.
Leider haben sie viele Details weggelassen oder umgeschrieben. Märchen
unreflektiert und unkorrigiert einfach aus dem Buch vorzulesen ist
daher nicht empfehlenswert. Empfehlen möchte ich Jana
Raile und Gerhard
Bosche für Deutschland sowie Margarete
Wenzel für Österreich. |
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SPEZIELL ZUR URRELIGION, DIE IN DEN MÄRCHEN VERSCHLÜSSELT IST: Marija
Gimbutas: The Living Goddesses. University of California Press 2001. Riane Eisler: Kelch und Schwert. Freiamt 2005 Gerhard Bott: Die Erfindung der Götter. Norderstedt
2009 Kirsten Armbruster: Das Muttertabu oder der Beginn von Religion. Riedenburg 2010 SPEZIELL ZU MÄRCHEN: Erika Timm: Frau Holle, Frau Percht und verwandte Gestalten. 160 Jahre nach Jacob Grimm aus germanistischer Sicht betrachtet. Stuttgart 2003 Maria Tatar: Von Blaubärten und Rotkäppchen. Grimms grimmige Märchen
psychoanalytisch gedeutet. München 1995 URTEXTE: Heinz Rölleke, Hrsg.: Die
wahren Märchen
der Brüder
Grimm. Frankfurt/M. 1989 Michael Haul: Das Etana-Epos - Ein Mythos von der Himmelfahrt
des Königs |
TIPP 2: Märchen im kapitalistischen Kontext verstanden.
Heiter, ironische Interpretationen mit einer Portion tiefer Wahrheit: "Wer
hat Dornröschen wachgeküßt? Das Märchen-Verwirrbuch." von
Iring Fetscher. Frankfurt 2000
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